Fujifilm X-Half im Test: Kreative Kamera mit Diptychon- und Filmrollenmodus

Reduziert, leicht, überraschend anders: Die Fujifilm X-Half ist keine Kamera für Technikfans – sondern für alle, die wieder mehr mit dem Herzen fotografieren wollen. Warum gerade ihre Limitierungen neue Möglichkeiten schaffen und was sie so besonders macht, erfährst du in Thomas’ ausführlichen Test.

Fujifilm X-Half im Test: Warum weniger Technik manchmal mehr Bild bedeutet

Eine Kamera, die dich nicht mit Features überhäuft, sondern dich zum Nachdenken bringt – über deine Bilder, über Geschichten und über das, was Fotografie für dich bedeutet.

Die neue Fujifilm X-Half* ist genau so eine Kamera. Was sie kann, was sie weglässt und warum das wichtig ist – all das erfährst du hier.

Was ist die Fujifilm X-Half?

Die Fujifilm X-Half (oder X-HF1) ist eine Kamera, die sich bewusst gegen den Trend zur Alleskönner-Technik stellt. Statt Vollformat oder APS-C gibt es hier einen 1-Zoll-Sensor, fest verbautes Objektiv, einfache Bedienung – und jede Menge kreativer Impulse. Wer Pixel-Peeping liebt, ist hier falsch. Wer mit Bildern Geschichten erzählen will, sollte weiterlesen.

Sie ist kein Werkzeug für höchste Präzision … aber vielleicht eine, die genau das Richtige weglässt, um wieder Platz zu schaffen für kleine Geschichten.
— Thomas B. Jones

Technische Eckdaten – klein, leicht, anders

  • Sensor: 1-Zoll, 17,7 MP, Bayer-Filter (kein X-Trans)

  • Objektiv: fest verbaut, 10,8 mm (ca. 32 mm KB), f/2.8

  • ISO-Bereich: bis 12.800 (realistisch nutzbar bis max. 1600)

  • Video: Full HD, max. 48p

  • Sucher: optisch, ohne Anzeigen – wie bei einer Einwegkamera

  • Display: 2,4" Touchscreen + Filmsimulations-Display links

  • Maße/Gewicht: 105 x 64 x 30 mm, ca. 240 g

  • Preis: UVP 799 €

Was sofort auffällt: Die X-Half ist kompakt – richtig kompakt. Sie wiegt kaum mehr als ein Smartphone und verschwindet fast hinter einer X100V. Perfekt für die Jackentasche und den spontanen Einsatz im Alltag.

Die Kamera ist keine Kamera für Spezifikationen. Keine Kamera für alles. Aber vielleicht eine, die einfach wieder Lust aufs Fotografieren macht.
— Thomas B. Jones

Der Clou: Fotografieren im Hochformat

Eine Besonderheit ist der hochformatig verbaute Sensor.

Das heißt: Wenn du die Kamera quer hältst, bekommst du automatisch Hochformat-Bilder. Das mag zuerst irritieren, ist aber clever gedacht – denn viele Stories entstehen heute vertikal: in Fotobüchern, auf Webseiten, im Print – und ja, auch auf Social Media.

Die sogenannten Halbformat-Kameras, die es in der analogen Zeit gab, waren Vorbild für die X-Half.
— Thomas B. Jones

Analog denken – digital fotografieren

Was die Fujifilm X-Half besonders macht, ist nicht ihre Technik, sondern das, was sie beim Fotografieren auslöst:

1. Diptychon-Modus – zwei Bilder, eine Geschichte

Die Kamera erlaubt dir, zwei Bilder als festes Paar zusammenzufügen – ein sogenanntes Diptychon. Der Modus animiert dazu, in visuellen Gegensätzen und kleinen Serien zu denken:

  • links außen, rechts innen

  • links Totale, rechts Detail

  • links Szene, rechts Reaktion

Das Besondere: Du fotografierst bewusst in Paaren. Die Kamera legt beide Bilder nebeneinander ab – wie eine doppelseitige Geschichte. Das verändert, wie du fotografierst. Und es bringt erzählerische Tiefe in deine Serie.

2. Filmkamera-Modus – 36 Bilder, kein Zurück

Der Filmkamera-Modus simuliert das Arbeiten mit einer echten Filmrolle. Du entscheidest dich vorab für:

  • eine Filmsimulation (z. B. Acros mit Rotfilter)

  • die Länge der „Rolle“ (36, 54 oder 72 Bilder)

  • ob Datum eingebrannt wird

Danach gilt: Kein Playback, keine Kontrolle. Du fotografierst blind – bis die Rolle „voll“ ist. Dann kannst du sie in der App „entwickeln“. Das Ergebnis: Bild für Bild tauchen auf, wie ein Kontaktabzug. Eine Übung in Achtsamkeit, Geduld und fotografischer Intuition.

Bedienelemente – Minimalismus mit Charme

Die Kamera hat bewusst wenige Knöpfe:

  • Belichtungskorrektur-Rad

  • Auslöser

  • Transporthebel mit Doppelfunktion

  • Touch-Displays für Menü und Filmsimulation

Der Transporthebel ist ein Highlight: Mit ihm aktivierst du Diptychon, kannst das letzte Bild anzeigen oder einfach besser greifen. Eine Idee, die auch anderen Fujifilm-Kameras gutstehen würde.

Was fehlt – und warum das (oft) okay ist

Klar, es gibt auch Einschränkungen:

  • Kein Color Chrome, kein White Balance Shift, keine Tonwertkurve

  • Kein 4K-Video, kein externer Blitz

  • Kein schwenkbares Display

  • Autofokus nur Kontrastbasiert – eher gemütlich als präzise

  • Kein RAW, nur JPEG

  • Keine Nachbearbeitung in der Kamera möglich

Aber gerade diese Einschränkungen wirken fast befreiend. Du denkst anders, arbeitest bewusster – und du fotografierst nicht für die Nachbearbeitung, sondern fürs Bild im Moment.

Für wen ist die X-Half?

Die Fujifilm X-Half ist keine Kamera für Profis, die alles im Griff haben wollen. Sie ist auch kein Ersatz für deine Hauptkamera.

Aber sie ist…

  • eine kreative Spielwiese für alle, die Lust auf neue Denkweisen haben

  • ein Erinnerungswerkzeug für Reisen, Alltag, Begegnungen

  • einemvisuelle Notizkamera, die dich zwingt, in Serien, Paaren, Geschichten zu denken

Fazit: Weniger Technik, mehr Idee

Die Fujifilm X-Half will nicht perfekt sein – sie will benutzt werden. Sie gibt dir keine Tools für absolute Kontrolle, aber Ideen für bewusstes Arbeiten. Sie zwingt dich zur Entscheidung – für ein Format, eine Idee, eine Geschichte.

Wer das zu schätzen weiß, bekommt hier eine der spannendsten Kameras der letzten Jahre. Nicht wegen der Technik, sondern wegen des Konzepts. Die X-Half ist ein kreativer Impulsgeber – nicht mehr und nicht weniger.

Die Kamera macht Lust aufs Fotografieren. Und zwar nicht wegen der Specs – sondern weil sie mich zwingt, umzudenken.
— Thomas B. Jones

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