Street Photography vor der eigenen Haustür, Weltklasse-Fotografie in der Provinz und Lehren aus unserer Magazin-Premiere
© Thomas B. Jones
In dieser Episode sprechen wir über Street Photography im Alltag. Wir zeigen, warum es oft nicht die große Reise braucht, um spannende Bilder zu machen – sondern vor allem Neugier, Geduld und Übung vor der eigenen Haustür. Dabei geht es um kreative Trigger, den Umgang mit heiklen Situationen auf der Straße und die Kunst, auch bei Regen weiterzufotografieren. Außerdem berichten wir, wie aus ersten Bildideen konkrete Projekte entstehen: von eigenen Ausstellungen bis hin zur frisch erschienenen ersten Ausgabe unseres Magazins Unfolding.
Weitere Themen
Projekte umsetzen: Ausstellungen und Magazine
Ein Thema, das uns immer begleitet, ist die Frage, wie wir eigene fotografische Projekte abschließen und sichtbar machen. Nicht nur fotografieren, sondern die Bilder irgendwann auch zeigen – sei es gedruckt, ausgestellt oder veröffentlicht.
Bei unserem eigenen Magazin Unfolding, das wir gerade erstmals veröffentlicht haben, wurde uns einmal mehr bewusst, wie viel Arbeit in so einem Projekt steckt.
Vom ersten Konzept über die Bildauswahl bis hin zur letzten Korrekturschleife am Layout – und trotzdem entdeckt man immer noch kleine Fehler, wenn das Heft schließlich gedruckt vor einem liegt.
Aber genau das gehört dazu.
Irgendwann muss man es abschließen, in die Welt hinaus schicken und dann eben auch mit den kleinen Patzern leben.
Diese Erfahrung, ein Projekt wirklich bis zum Ende durchzuziehen, ist enorm wertvoll.
Man denkt anders über die eigenen Bilder nach, sortiert, verwirft, trifft Entscheidungen.
Und jedes Mal lernt man dabei auch für die nächsten Projekte dazu. So entwickeln sich nicht nur die Bilder weiter, sondern auch der eigene Blick, das Gespür für Themen, für Serien, für Zusammenhänge.
Ähnlich ist es mit Ausstellungen. Thomas berichtet von seinen Ausstellungen in kleinen Bibliotheken oder Kulturhäusern. Es braucht keine großen Galerien oder riesigen Budgets, um Bilder an die Wand zu bringen. Oft reichen schon ein paar Gespräche und der Wille, das eigene Projekt zu zeigen.
Und auch hier: Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk, das Kuratieren, das Hängen der Bilder, das Ganze einmal komplett zu Ende zu denken – das ist eine wertvolle Übung, die einen fotografisch weiterbringt.
Denn am Ende geht es weniger um Likes, Verkäufe oder Reichweite, sondern um den eigenen Prozess. Um das Machen. Und darum, irgendwann zu sagen:
So, das ist jetzt fertig – und beim nächsten Mal wird es wieder ein Stück besser.
World Press Photo: Ein Blick hinter die Kuration
Ein weiteres Thema, über das wir gesprochen haben, war die aktuelle World Press Photo-Ausstellung. Thomas durfte erneut die Vernissage in Balingen moderieren und hatte dort die Gelegenheit, mit der Kuratorin Mariana Retore Baptista zu sprechen. Dabei wurde deutlich, wie komplex der Auswahl- und Kurationsprozess tatsächlich ist.
Es geht längst nicht nur darum, die besten Bilder eines Jahres auszuwählen und aufzuhängen. Schon die Vorauswahl der Gewinner ist vielschichtig. 42 Projekte wurden in diesem Jahr ausgezeichnet, aber nicht jedes Bild oder jede Serie wird in jeder Ausstellung komplett gezeigt. Vielmehr wird die Ausstellung an jedem Ort individuell angepasst. Größe der Räume, Lichtverhältnisse, das Publikum vor Ort – all das spielt eine Rolle. In Balingen etwa wird die Ausstellung in der Stadthalle gezeigt, wo die vorhandene Architektur in die Hängung mit einbezogen wird.
Die Kuratoren müssen dabei einen Spagat schaffen: Sie sollen eine Ausstellung zusammenstellen, die sowohl die Bandbreite der Themen zeigt, als auch einen sinnvollen dramaturgischen Bogen spannt. Ein Wechsel aus leichteren, hoffnungsvolleren Bildern und schweren, teils sehr belastenden Reportagen. Und gleichzeitig müssen die Themen respektvoll nebeneinander stehen. Ein Sportfoto neben einer Kriegsreportage auf derselben Wand – das funktioniert einfach nicht.
Besonders spannend ist der regionale Ansatz, den World Press Photo in den letzten Jahren stärker verfolgt. Immer mehr lokale Fotografen zeigen Themen aus ihren eigenen Ländern und Kulturen. Das macht die Ausstellung vielfältiger und sorgt für neue Perspektiven. An den Infotafeln der Ausstellung wird das sichtbar: Neben den Bildunterschriften steht jetzt auch jeweils die Region, aus der die Arbeiten stammen. So wird noch klarer, dass es nicht nur westliche Korrespondenten sind, die über andere Länder berichten, sondern immer stärker auch lokale Stimmen zu Wort kommen.
Für Thomas war es spannend zu sehen, wie viel Überlegung, Diskussion und Abstimmung in diese Kuration fließt. Und es zeigt einmal mehr, dass gute Fotografie eben nicht nur aus dem Foto selbst besteht, sondern auch aus dem, was man daraus macht, wie man es zeigt und in welchen Kontext man es stellt.
Inspiration durch andere: Warum Ausstellungen wichtig sind
Ein roter Faden, der sich durch unser ganzes Gespräch zieht, ist der Blick auf andere Fotografen und ihre Arbeiten. Nicht nur das eigene Fotografieren bringt einen weiter, sondern auch die intensive Auseinandersetzung mit dem, was andere machen.
Kai wird bald wieder nach Baden zum *La Gacilly-Baden Photo Festival* fahren, das jedes Jahr Fotografen aus aller Welt zusammenbringt. Solche Festivals sind nicht nur wegen der beeindruckenden Bilder spannend, sondern vor allem wegen der Gespräche, die dort entstehen – mit den ausstellenden Fotografen, mit Kuratoren, mit Kollegen. Und oft ergeben sich daraus Begegnungen, die noch lange nachwirken. Viele der dort gezeigten Arbeiten regen dazu an, über das eigene fotografische Thema, über das eigene Warum nachzudenken.
Denn genau das, so unser gemeinsamer Tenor, ist oft der schwierigste Teil in der Fotografie: Ein fotografisches Thema finden, dem man über längere Zeit folgen kann. Technisch eine Kamera zu bedienen, das lernt man relativ schnell. Aber die eigene Stimme zu entwickeln, eine inhaltliche Tiefe in die Arbeit zu bekommen – das ist der eigentliche Kern.
Solche Ausstellungen und Begegnungen helfen dabei ungemein. Nicht unbedingt, weil man Motive abschaut, sondern weil man versteht, wie andere an ihre Themen herangehen. Was sie antreibt, warum sie sich über Jahre hinweg mit bestimmten Geschichten beschäftigen, und wie daraus am Ende ein stimmiges Werk entsteht.
Und manchmal geben diese Begegnungen auch den kleinen Anstoß, mutiger an die eigenen Ideen heranzugehen. Selbst wenn es auf den ersten Blick ein Thema ist, das vielleicht nur einen selbst interessiert. Thomas brachte als Beispiel sein Projekt über die Heavy-Metal-Szene in Kuba. Ein Thema, das auf dem Papier ziemlich speziell klingt – aber genau solche persönlichen Zugänge machen Projekte am Ende oft besonders.
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