Was ist dein bestes Streetfoto – und warum? In dieser Foto-Fleißaufgabe gehst du in dein Archiv und wählst genau ein Bild aus, das für dich ganz oben steht. Eine Übung, die einfach klingt, aber tief geht. Denn wer bewusst auswählt, schärft den Blick für das eigene fotografische Können – und für das, was noch kommen darf. Inspiriert von der 100-Bilder-Methode des Streetfotografen Jens Krauer.

Es gibt Übungen, die einfach klingen – und dann doch ganz schön herausfordernd sind.

Diese hier gehört definitiv dazu.

Denn es geht nicht um Technik, nicht um Bildbearbeitung, nicht um neue Motive.

Sondern um etwas viel Persönlicheres: Dein bestes Streetfoto.

Welches Bild in deinem Archiv ist das stärkste?

Und warum genau dieses?

Was macht es besonders – und was sagt es über dich und deine Fotografie aus?

Diese Aufgabe ist eine Einladung zu Reflexion, Auswahl, Bewertung – und zu der Auseinandersetzung mit der Frage, wie du dich fotografisch weiterentwickeln kannst, ohne ständig mehr zu machen.

Der Schweizer Fotograf Jens Krauer hat dafür eine inspirierende Methode entwickelt: einen Ordner mit seinen besten 100 Bildern. Immer aktuell. Immer im Wandel. Und jedes neue Bild muss besser sein als das schlechteste darin – sonst fliegt es wieder raus.

Was ist dein bestes Bild? Und warum gerade dieses?

Street Photography lebt von Momenten, vom Beobachten, vom schnellen Reagieren – und vom Dranbleiben.

Oft fotografieren wir über Jahre hinweg, sammeln Bilder, füllen Festplatten, und doch fehlt manchmal der klare Blick auf das, was unsere Arbeit wirklich ausmacht.

Diese Foto-Fleißaufgabe lädt dich ein, genau hinzuschauen.

Die Aufgabe

Geh dein Archiv durch – ganz egal, ob du seit zwei Monaten oder seit zwanzig Jahren fotografierst – und suche das eine Bild heraus, von dem du heute sagen würdest:

„Das ist das beste Streetfoto, das ich bisher gemacht habe.“

Und dann: Stelle dir die entscheidenden Fragen dazu:

  • Was genau macht dieses Bild so stark?

  • Welche Elemente tragen dazu bei – Bildaufbau, Licht, Ausdruck, Timing, Story?

  • Was spiegelt es von deiner fotografischen Haltung oder Handschrift wider?

  • Wie bewusst hast du es gemacht – oder war es eher ein Glückstreffer?

Und vielleicht am wichtigsten: Woran misst du überhaupt, ob ein Bild „das beste“ ist?

Lerneffekt: Warum diese Übung so wertvoll ist

Diese einfache, aber anspruchsvolle Aufgabe zwingt dich dazu, deine Arbeit nicht nur technisch, sondern inhaltlich zu bewerten.

Du definierst eigene Kriterien, legst Maßstäbe an – und entwickelst im besten Fall ein Gespür dafür, was deine Fotografie ausmacht.

Gleichzeitig trainierst du den kritischen Blick und übst dich darin, Entscheidungen zu treffen. Nicht aus Unsicherheit, sondern aus Überzeugung.

Die Methode von Jens Krauer: Ein 100-Bilder-Ordner

Der Schweizer Streetfotograf Jens Krauer hat über Jahre hinweg eine ganz eigene Strategie entwickelt, um sich fotografisch weiterzuentwickeln:

Er pflegt in seinem digitalen Archiv einen festen Ordner mit den 100 besten Bildern, die er je gemacht hat.

Das Prinzip ist einfach – aber konsequent:

Kommt ein neues Bild hinzu, muss ein anderes gehen.

Jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt habe ich ein Bild, das sich gut in diesen Ordner mit 100 Bildern integriert und die allgemeine Qualität der Sammlung steigert, dann ging das Bild in den Ordner und ein anderes fiel heraus.
— Jens Krauer

Damit zwingt sich Jens dazu, die Qualität seiner Arbeit ständig zu hinterfragen.

Jedes neue Bild muss die Messlatte der bisherigen Arbeit überspringen.

Es reicht nicht, „auch gut“ zu sein. Es muss besser sein als das schlechteste im Ordner – sonst fliegt es wieder raus.

Diese Methode ist nicht nur ein Tool zur Archivpflege.

Sie ist ein mentaler Trainingsprozess, ein ständiger Dialog mit der eigenen Arbeit.

Sie hilft, die eigene Entwicklung zu dokumentieren, Prioritäten zu setzen – und konsequent besser zu werden.

Fragen zur Vertiefung

Wenn du dein bestes Bild ausgewählt hast, nimm dir bewusst Zeit, um weiter in die Analyse zu gehen:

  • Welche Art von Situationen, Orten oder Lichtstimmungen tauchen in deinen stärksten Bildern immer wieder auf?

  • Welche Rolle spielt der Mensch im Bild?

  • Hast du dieses Bild geplant, antizipiert oder ist es intuitiv entstanden?

  • Wie unterscheidet sich dieses Bild von den anderen in deinem Archiv?

  • Was sagt dein bestes Bild über deinen fotografischen Stil – und über dein fotografisches Warum?

Bonus-Übung: Dein eigener 100-Bilder-Ordner

Nutze die Inspiration von Jens für deine eigene Archivarbeit:

  • Erstelle einen neuen Ordner in deiner Bildverwaltung oder im Dateisystem. Nenne ihn z. B. „Meine 100 besten Streetfotos“.

  • Durchsuche dein gesamtes Archiv. Wähle die Bilder aus, die deiner Meinung nach heute deine Handschrift und dein fotografisches Niveau am besten repräsentieren.

  • Halte die Zahl auf 100 begrenzt. Kommt ein neues starkes Bild dazu, muss ein anderes gehen. So bleibt der Ordner lebendig – und du bleibst ehrlich mit dir selbst.

Warum diese Übung mehr ist als Archivpflege

Wer sich ernsthaft mit der eigenen Street Photography auseinandersetzt, findet über diese Aufgabe nicht nur zu besseren Bildern – sondern auch zu mehr Klarheit:

  • Was will ich zeigen?

  • Was unterscheidet meine Arbeit von der anderer?

  • Wie entwickle ich mich weiter – bewusst, organisch, eigenständig?

Street Photography ist ein Marathon, kein Sprint.

Nimm dir Zeit, lass deine Bilder wirken – und zu dir sprechen.

Du möchtest Feedback zu deinen Street-Bildern?

Mit den Teilnehmer:innen der Visual Storytelling Akademie von “Abenteuer Reportagefotografie” veranstalten wir regelmäßige Bildbesprechungen bei Zoom.

Dabei bekommst du konstruktives Feedback zu deinen eingereichten Street-Bildern und lernst aus den Diskussionen mit den anderen.